Mahnmal Bittermark

Kriegsende 1945. Massenmord in Dortmund.

Die Massenerschießungen der Dortmunder Gestapo im Rombergpark, Hörde und in der Bittermark bildeten mit weit mehr als 200 Opfern das schwerste lokale NS-Verbrechen. Nachfolgend finden Sie einen Text von Markus Günnewig, Leiter der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache, Stadtarchiv Dortmund.

Aus Respekt vor den Menschen

Von Ulrich Sander

Solange ich in Dortmund lebe ‑ und das sind nun 50 Jahre ‑ gehe ich oft und gern in die Bittermark bei Dortmund, ein Waldgelände mit den schönsten Wandermöglichkeiten. Den Wald erleben kann man jedoch auch anderswo. Mit diesem ist es anders. Auf einer Anhöhe befindet sich eine Wiese mit einer schrecklichen Geschichte. Hier wurden 1945 rund 300 Nazigegner von der Gestapo ermordet. Sie sollten das Deutschland und Europa nach dem Krieg nicht mehr mitgestalten ‑ und so wurden sie beseitigt.

Ich komme aus Respekt vor diesen Menschen hierher. So ist der Wald als Naherholungsort sehr reizvoll, aber auch der traurige Anlass hierherzukommen, zieht einen nicht runter. Und das liegt daran: Hier steht eines der eindrucksvollsten Denkmäler für die NS‑Opfer. Es wurde vor 50 Jahren nach den Plänen ehemaliger Nazigegner unterschiedlicher Richtungen errichtet. Diese Menschen setzten den Bau durch und einigten sich, auch wenn sie sonst unterschiedlichen Richtungen der Arbeiterbewegung angehörten. Das Mahnmal hat eine sehr starke ‑ sowohl realistische als auch symbolische ‑ Aussage. Die Künstler legten um einen Betonblock Figurengruppen aneinander, die halbabstrakt die Täter und realistisch die Opfer zeigen.

Man kann stundenlang das Mahnmal betrachten und entdeckt immer weitere Eindrücke: Ist das nicht Anne Frank? Aber das ist ganz bestimmt Sophie Scholl. Und dann der Junge aus dem bekannten Ghetto‑Bild mit seiner Verhaftung. Dort der entmenschte Mörder, dessen Arme in Gewehrläufen enden.

Zusammenstehen im Gedenken an die Vergangenheit

Manchmal bitten mich Schulklassen, mit ihnen hierher zu gehen. Zahlreiche KZ werden in dem Fries aufgeführt und gemeinsam mit der Lehrerin versuche ich dann, das schreckliche Geschehen zu erklären. Das ist Erinnerungsarbeit, die die Kinder berührt, nicht überfordert und sie hoffentlich immun macht gegen neues Unheil. Manchmal kommen Kunstlehrer/innen mit ihren Schülerinnen und Schülern hierher und zeichnen das Mahnmal. Anschließend besprechen wir das Gezeichnete.

Ich komme nicht nur mit Jugendlichen hierher und nicht nur zum Spazierengehen mit meiner Familie. Einmal im Jahr, am Karfreitag, treffen sich hier Hunderte Nazigegner zu einer Mahn- und Gedenkstunde. Ich treffe dann viele Freunde, die ebenfalls die Opfer ehren wollen, um das Geschehene als Mahnung mitzunehmen. Da man bei diesen Treffen nicht nur auf der Wiese oben beim Mahnmal zusammensteht und die Reden von Persönlichkeiten anhört, sondern auch unten am Olpketal zusammen ist, bleibt es nicht nur eine traurige und nachdenkliche Angelegenheit, sondern auch eine Mut machende, auch frohstimmende. Besonders deutlich wird dies beim Kaffeetrinken in den umliegenden Cafés im Anschluss. Das ist dann ein Wiedersehen besonderer Art und man verabredet sich erneut nicht nur zum Gedenken, auch zum Genießen der Natur.

Adresse: Theodor-Freywald-Weg, 44229 Dortmund

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Ostseite des Mahnmals
Westseite des Mahnmals
Kopf der Hauptfigur an der Nordseite
Relief an der Ostseite
Relief an der Ostseite
Relief an der Westseite
Relief an der Ostseite
Sophie Scholl

Fotos: Monika Niehaus

Weiterführende Links:

https://de.wikipedia.org/wiki/Mahnmal_Bittermark