Vortragsveranstaltungen im 1. Halbjahr 2024

In der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache werden im 1. Halbjahr 2024 mehrere öffentliche Veranstaltungen angeboten, über die wir seitens des Fördervereins gern informieren möchten. Die Steinwache bietet auch öffentliche Stadtrundgänge in Dortmund zum Holocaust sowie Führungen durch die Mahn- und Gedenkstätte an. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei. Alle Themen und Termine sind aus dem beigefügten Flyer ersichtlich:

Gedenkstättenfahrt nach Bergen-Belsen und Celle am 8./9. Juni 2024

In Kooperation mit der Auslandsgesellschaft veranstaltet der Förderverein eine zweitägige Gedenkstättenfahrt am 8. und 9. Juni 2024 nach Bergen-Belsen und Celle. Anmeldungen sind bis Ende März bei der Auslandsgesellschaft möglich. Nähere Informationen und den Anmeldebogen finden sie hier im Flyer, der als PDF heruntergeladen werden kann:

27. Januar 2024: Zum 79. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz 1945

Auf Initiative des Fördervereins – gemeinsam mit dem Berliner Journalisten und Autor Alwin Meyer – lädt die Stadt Dortmund mit ihrem Oberbürgermeister Thomas Westphal zu einer zentralen Veranstaltung mit drei überlebenden Kindern von Auschwitz ein:

Donnerstag, 25. Januar 2024 um 18.30 Uhr, Reinoldisaal im Reinoldihaus, Reinoldistraße 7-9, 44135 Dortmund.

Gleichzeitig wird eine neue Ausstellung „Die Kinder von Auschwitz – Vergesst uns nicht“ eröffnet.

Im Mittelpunkt dieser Veranstaltung stehen Angela Orosz-Richt aus Kanada, im Dezember 1944 in Auschwitz geboren, Dr. Eva Umlauf aus München, war zwei Jahre alt, als sie in Auschwitz befreit wurde und Wladyslaw Osik aus Polen, im Juli 1943 in Auschwitz geboren. Sie erzählen nun im Reinoldhaus und in begleitenden Zeitzeugengesprächen die Geschichte ihres Überlebens und des Lebens danach. 

Zur Ausstellung gehören 42 großformatige Tafeln, die von dem Leben und Sterben der Kinder und ihrer Mütter in Auschwitz mit eindrucksvollen Dokumenten, Fotos und Texten erzählen. Der Kurator und Autor ist hier Alwin Meyer aus Berlin.

Der Eintritt zu der Veranstaltung ist frei, eine Anmeldung nicht erforderlich.

Und so hoffen nun die Veranstalter, dass viele – gerade auch jüngere Bürger*innen – an dieser außergewöhnlichen Veranstaltung mit drei Überlebenden von Auschwitz teilnehmen.

In Dortmund hat sich in den letzten Jahrzehnten eine herausragende Erinnerungs- und Gedenkkultur entwickelt und hat für viele andere Städte einen Vorbildcharakter, sei es mit der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache, dem Karfreitagsgedenken, den Botschafter*innen der Erinnerung, den zivilgesellschaftlichen Bündnissen gegen Rechtsextremismus, dem Netzwerk Dortmund gegen Antisemitismus, der Koordinierungsstelle für Vielfalt, Toleranz und Demokratie im Rathaus oder auch mit den Fanprojekten des BVB.

„Zukunft braucht Erinnerung“ – insbesondere in dieser Zeit, wo die AfD mit ihrem Rechtspopulismus und Rechtsextremismus ein Erinnern an die NS-Zeit und Mahnen nicht mehr für nötig hält.

Bitte entnehmen Sie weitere Informationen diesem Flyer (PDF):

Unser Jahresbericht 2023

In unserer Rubrik „Jahresrückblicke“ finden Sie unsere aktuelle Ausgabe für das Jahr 2023. Wir wünschen unseren Mitgliedern und Freunden friedliche Weihnachten und ein glückliches und gesundes Jahr 2024.

Liebe Vereinsmitglieder, liebe Freundinnen und Freunde des Fördervereins, liebe Leserin, lieber Leser,

wir legen hiermit unseren Jahresbericht 2023 vor, der unsere Vereinsaktivitäten dokumentiert.

Wir informieren über die Unternehmungen und Aktionen, die wir als Förderverein durchgeführt bzw. an Projekten Dritter mitgewirkt haben. Wir berichten über die alljährlich wiederkehrenden Veranstaltungen, aber auch über geschichtsrelevante Ereignisse, über den Tag hinaus.

Der Tod unseres Ehrenvorsitzenden Ernst Söder am 30. Juni 2023 hat uns alle tief berührt und wir werden in dankbarer Erinnerung sein Andenken bewahren. Unsere Achtung und Freundschaft werden niemals sterben und die Zeit mit ihm wird in uns stets lebendig sein.

Am 24. Februar letzten Jahres begann mit dem völkerrechtswidrigen Überfall der russischen Föderation auf die Ukraine ein schrecklicher Krieg, der noch nicht beendet werden konnte.

Der 7. Oktober dieses Jahres wird ebenfalls in den Geschichtsbüchern mit den Angriffen islamistischer Terroristen auf Israel und die Vernichtungsoffensive gegen die Hamas verbunden sein. Und immer wieder ist es die Zivilbevölkerung, die den kriegerischen Auseinandersetzungen hilflos ausgesetzt ist. Kriege und Krisen weltweit. Das unfassbare Leid der Menschen vor Ort übersteigt bei weitem die Not von uns, die uns quasi als Zaungäste ratlos und entsetzt zurücklässt.

Dennoch dürfen wir uns nicht zurückziehen. Das Gefühl der Ohnmacht lässt sich mit Handeln bekämpfen, mit zivilgesellschaftlichem Engagement, auch im Kleinen.

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Mitte der Gesellschaft rückt nach rechts. Mehr Menschen als bisher – auch in den alten Bundesländern – verlassen die politische Mitte bis hin zur rechtsextremen Orientierung. 8 % der Bevölkerung haben ein verfestigtes rechtsextremes Weltbild, mehr als 16 % meinen, die Juden versuchten, aus der NS-Geschichte „ihren Vorteil zu ziehen“ und sogar 48 % haben kein Vertrauen in die Demokratie. Ein Grund für diese negative Entwicklung ist sicher die aktuelle Häufung von Kriegen und Krisen, die Menschen verunsichert. Die sog. AfD profitiert davon. Der Rechtspopulismus mit völkischem Gedankengut im heutigen Deutschland zeigt erschreckende Parallelen zum aufsteigenden Nationalsozialismus vor 100 Jahren. Im Februar 1920 wird die NSDAP gegründet. Zehn Jahre später 1930 erreicht sie über 18 %. 1933 reißt sie die Macht an sich. Zwölf verheerende Jahre nehmen ihren Lauf. 2013 wird die AfD gegründet. Jetzt – zehn Jahre später – liegt sie bundesweit bei 20 %. Die Landtagswahlen in Bayern und Hessen bestätigten dieses Niveau.

Jedweder Populismus müsste uns doch endlich aus der Lethargie und Gleichgültigkeit holen. Es ist höchste Zeit, um für unsere Demokratie zu kämpfen und eine sichtbare demokratische Haltung einzunehmen. Soziale Ungleichheit und das Gefühl, abgehängt zu sein, beflügeln demokratiegefährdende und menschenfeindliche Einstellungen. Im Juni 2024 finden die nächsten Europawahlen statt. Es wird sich dann zeigen, ob die demokratischen Kräfte in Europa obsiegen. Es gibt keine Alternative, als für Vielfalt, Toleranz und Demokratie einzutreten.

Liebe Freundinnen und Freunde,

wir bedanken uns bei allen Partnern für die gute und freundschaftliche Zusammenarbeit. Den Mitgliedern im Vorstand und vielen Vereinsmitgliedern und Förderern danke ich an dieser Stelle ebenso wie den Mitarbeitern in der Steinwache und im Stadtarchiv. Ein besonderer Dank gebührt auch der Auslandsgesellschaft für die Unterstützung unserer Arbeit in den vergangenen Jahren.

Ich hoffe, dass der Bericht Anregungen für Diskussionen bietet, natürlich mit Interesse gelesen wird und gegebenfalls ermutigt, Mitglied in unserem Förderverein zu werden.

Dortmund, im Dezember 2023                                           

Georg Deventer

Vorsitzender des Fördervereins

Stellungnahme des Fördervereins Gedenkstätte Steinwache – Internationales Rombergpark-Komitee e.V. in Dortmund, zum Beschluss des Kreistages Gütersloh, der Gedenkstätte Stalag 326 (VI K) die Förderung zu versagen

Die Gedenkstätte in Stukenbrock ist nach dem Beschluss des Gütersloher Kreistages Anfang Oktober d.J. in ihrem Fortbestand bedroht. Wir Dortmunder haben die nachfolgende Stellungnahme abgegeben und an die örtlichen Beteiligten verschickt. Gleichzeitig haben auch unsere MdB Sabine Poschmann und Jens Peick sowie MdL Anja Butschkau diese Stellungnahme erhalten. 

Der Kreistag Gütersloh hatte den jährlichen Zuschuss zu den laufenden
Kosten der neuen Gedenkstätte abgelehnt, mit den Stimmen der CDU, Freien
Wählervereinigung und der AfD. Somit ist der Ausbau der
jetzigen Gedenkstätte, die wir noch am 2. September besucht haben,
gescheitert. Mit der Ablehnung des jährlich notwendigen örtlichen
Betriebskostenzuschusses sind auch hohe Bundeszuschüsse, die für die
Neukonzeption der Gedenkstätte nötig sind, in Gefahr.

Gerade in diesen Zeiten ist der Mehrheitsbeschluss, der mit den Stimmen
der AfD zustande kam, nicht hinzunehmen. Erschreckend ist, dass die CDU im
Kreistag Gütersloh gemeinsam mit der AfD eine Haltung einnimmt, wie es führende
Vertreter der AfD zur Kehrtwendung in der Erinnerungsarbeit tun. Hier nun die Stellungnahme:

Leider mussten wir zur Kenntnis nehmen, dass die neue Gedenkstätte des Stalag 326 (VI K) keine mehrheitliche Zustimmung im Kreistag Gütersloh erhält. Die CDU hat mit den Stimmen von AfD und FWD/UWD eine zukünftige Beteiligung an den Betriebskosten abgelehnt. Damit steht die lange geplante Neukonzeption und Erweiterung der Gedenkstätte Stalag 326 (VI K) vor dem Aus und die Gedenkstätte ist sogar in ihrer Existenz gefährdet.

Mit der seit mehreren Jahren geplanten Neukonzeption und Erweiterung der Gedenkstätte 326 (VI K) haben wir in Dortmund die Erwartung verbunden, dass die Arbeit der Gedenkstätte ausgeweitet und in noch größerem Maße zu einem Ort der politischen Bildung und der Forschung wird. In Dortmund und im Ruhrgebiet besteht ein besonderes Interesse an einer Gedenkstätte im ehemaligen Stalag 326 (VI K) Senne. Dieses Interesse zeigte sich z.B. in regelmäßigen Besuchen der Gedenkstätte und der Teilnahme an Gedenkstunden auf dem Friedhof des Stalag VI K durch die Mitglieder des Fördervereins Gedenkstätte Steinwache – Internationales Rombergpark-Komitee. Erst im vergangenen Monat hat eine Gruppe aus Dortmund die Gedenkstätte besucht. Dieses Interesse kommt nicht von ungefähr. Zwischen dem Stalag VI K und den Kriegsgefangenenlagern im Ruhrgebiet und in Westfalen gab es enge Verbindungen.

Bereits im September 1941 kamen sowjetische Kriegsgefangene aus dem Stalag VI K Senne in das Stalag VI D nach Dortmund. Ab Herbst 1942 wurden im Ruhrgebiet und Westfalen sowjetische Kriegsgefangene in großer Zahl eingesetzt. Dies geschah auf Verlangen von Vertretern des Ruhrbergbaus und der Stahlindustrie, denn durch die zunehmende Einberufung von Männern zur Wehrmacht bestand ein großer Arbeitskräftemangel. Das Stalag VI K wurde Musterungs- und Registrierungslager für sowjetische Kriegsgefangene. Von hier aus wurden die als arbeitsfähig befundenen Männer in die Stalags VI D Dortmund und VI A Hemer und von dort in die Arbeitskommandos auf den Zechen und in den Betrieben und Werken im Ruhrgebiet und in Westfalen gebracht. Das Stalag VI K war damit ein zentraler Ort für die Zuweisung von Arbeitskräften. Auf den Zechen des Ruhrgebiets waren ab 1943 bis zu 50 % aller Zwangsarbeiter sowjetische Kriegsgefangene. Sowohl der massenhafte Einsatz von sowjetischen Kriegsgefangenen im Ruhrgebiet und in Westfalen, als auch das harte Schicksal dieser Männer war lange Zeit im öffentlichen Bewusstsein wenig präsent.

Der jahrzehntelangen, engagierten Arbeit der Mitarbeiter*innen der Gedenkstätte Stalag 326 (VI K) Senne ist es zu danken, dass das Schicksal der sowjetischen Kriegsgefangenen erforscht und bekanntgemacht wurde. Die Pläne für die Erweiterung und die Neukonzeption der Gedenkstätte haben wir als Förderverein Gedenkstätte Steinwache – Internationales Rombergpark-Komitee in Dortmund mit großem Interesse und mit großer Anteilnahme verfolgt. Eine solche Gedenkstätte ist aus den oben erwähnten Gründen für die Erinnerungsarbeit im Ruhrgebiet von herausragender Bedeutung. Sie kann zukünftig für die öffentliche Wahrnehmung von Zwangsarbeit im Ruhrgebiet während des 2. Weltkriegs ebenso wie für ihre weitere Erforschung von großer Wichtigkeit sein. Das jetzige Aus haben wir daher mit Empörung und Unverständnis zur Kenntnis genommen. Hier wird aus unserer Sicht eine Chance vertan.

Wir fordern daher den Kreistag in Gütersloh auf, seinen jetzigen Beschluss zu revidieren und der Gedenkstätte die erforderliche Unterstützung zu geben.

Dortmund, den 04.10.2023

gez. Georg Deventer

Vorsitzender des Fördervereins

gez. Hanne Tölke

Stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins