Armin T. Wegner: Der vergessene Völkermord. Fotografien 1915/16
Ausstellung in der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache, Dortmund, vom 10. Mai bis 24. Juni 2012
Der Wuppertaler Armin T. Wegner (geb. 1887, Elberfeld, gest. 1978, im Exil in Rom) – Schriftsteller, Essayist, Reisender und kritischer Beobachter seiner Zeit – zählt zu den weithin vergessenen Autoren des 20. Jahrhunderts.
Wegner avancierte in den zwanziger Jahren mit seinen Reiseberichten „Fünf Finger über Dir“ (1930) und „Am Kreuzweg der Welten“ (1930) zum Bestsellerautor. Die Texte des vom Orient faszinierten Schriftstellers erzählen von seinen ausgedehnten und abenteuerlichen Reisen, die er zusammen mit seiner Frau, der jüdischen Dichterin Lola Landau, unternahm.
Der lebenshungrige und abenteuerlustige Dichter vergaß jedoch nie, auch hinter die Kulissen der Zeitgeschehnisse zu blicken. So wurde er 1915 – als Sanitätsoffizier des Roten Kreuzes in Bagdad – Zeuge von der Vertreibung der Armenier. Trotz Verbots begab er sich in die Flüchtlingslager, fotografierte, schmuggelte Briefe der Verfolgten zur amerikanischen Botschaft und die entstandenen Bilder unter seiner Bauchbinde nach Deutschland.
Der umfangreiche Nachlass des Dichters und leidenschaftlichen Fotografen liegt im Deutschen Literaturarchiv Marbach. Neben Briefen, Tagebüchern, Arbeitsmaterialien und einigen Romanfragmenten finden sich darin auch etwa 6700 Fotografien.
In der Steinwache werden jene Aufnahmen gezeigt, die Wegner mit seiner Plattenkamera von der Vertreibung und den Morden an den Armeniern machte. Da nur die Glasdiapositive zu seinem Vortrag, den er zwischen 1919 und 1924 hielt, überliefert sind, werden die Fotos in neuen Drucken ausgestellt. Weitere in Wegners Nachlass überlieferte Bilder aus dem Kontext des Völkermords, die nicht eindeutig dem Fotografen Wegner zugeordnet werden können, sind über eine Dia-Projektion zu sehen.
Zwischen 1919 und 1933 arbeitete Wegner an einem umfangreichen Roman zum armenischen Völkermord. Die Verhaftung durch die Gestapo im August 1933, Folter u.a. im KZ Columbia Haus in Berlin und Gefangenschaft in mehreren Konzentrationslagern verhinderten schließlich den Abschluss dieses Unternehmens.
Kuration der Ausstellung:
Prof. Dr. Andreas Meier (Bergische Universität Wuppertal)
Judith Schönwiesner, M.A. (LVR)
Programm
10. Mai 2012
19 Uhr Eröffnung
Begrüßung Dr. Stefan Mühlhofer
„Der Augenzeuge. Armin T. Wegner und der armenische Völkermord“
Vortrag zur Ausstellung von Prof. Dr. Andreas Meier (Bergische Universität Wuppertal):
Grußwort von Ulrich Klan (Vorsitzender der Armin-T.-Wegner-Gesellschaft) und musikalisches Rahmenprogramm
18. Mai 2012
19 Uhr „Operation Nemesis und der armenische Völkermord“
Vortrag von Dr. Rolf Hosfeld (Lepsiushaus, Potsdam)
30. Mai 2012
19 Uhr „Aghet – ein Völkermord“. Ein Film von Eric Friedler (ARD, 2010)
Filmabend mit Diskussion
22. Juni 2012
19 Uhr Armin T. Wegner: „Die Austreibung des armenischen Volkes in die Wüste“
Vortrag mit Lichtbildern
Sprecher: Claus D. Clausnitzer
Moderation: Prof. Dr. Andreas Meier