Neue Forschungen zum Nationalsozialismus in Witten – Vortragsabend am Freitag, 20. Dezember 2019

Das „Trotz Allem“ lädt zu einem Vortragsabend über neue Forschungen zum
Nationalsozialismus in Witten ein. Geboten werden zwei Vorträge, deren
erster das Ergebnis einer mehrjährigen Forschungsarbeit vorstellt,
während der zweite einen Einblick in ein aktuelles Forschungsprojekt
ermöglicht. Im Einzelnen:

Die Historikerin Regina Mentner hat die Geschichte des wichtigsten
Kriegsgefangenenlagers im östlichen Ruhrgebiet erforscht, dem Stalag VI
D. Es befand sich zunächst in, später neben der Dortmunder
Westfalenhalle. Dieses Lager versorgte die gesamte Region mit
kriegsgefangenen Zwangsarbeitern, auch Betriebe aller Art in Witten.
Zuständig für die Verteilung der Kriegsgefangenen waren das
Landesarbeitsamt in Dortmund sowie die örtlichen Arbeitsämter. Ab
Oktober 1943 befand sich das Landesarbeitsamt in der Schillerschule in
Witten. Bis zur Befreiung wurde der Einsatz von Kriegsgefangenen aus dem
Stalag VI D von Witten aus gesteuert. Der Vortrag beschreibt Entstehung,
Belegung, Aufbau und Funktion des Stalag VI D. 2020 wird die Arbeit von
Regina Mentner im Druck erscheinen.

Der Vortrag des Historikers Ralph Klein zeichnet die Verfolgung der in
Witten lebenden Sinti nach. Roma und Sinti hielten sich immer mal wieder
in Witten auf. Sie waren mit einem vehementen Antiziganismus
konfrontiert. Die Nationalsozialisten zentralisierten und
systematisierten die Repression gegen sie und schränkten ihre
Lebensmöglichkeiten kontinuierlich ein. Ab April 1940 war es ihnen
verboten, ihren jeweiligen Aufenthaltsort zu verlassen. Alle Sinti, die
sich gerade in Witten aufhielten, mussten in das so genannte
„Zigeunerlager“ im Dorney umziehen. Sie durften auch ihre frei gewählten
Berufe nicht mehr ausüben, sondern wurden bestimmten Betrieben
zugewiesen, wo sie arbeiten mussten. Am 9. März 1943 wurden die im
Dorney lebenden Sinti nach Auschwitz deportiert. Nachbarinnen und
Nachbarn erwarben ihre materiellen Hinterlassenschaften zu
Schnäppchenpreisen. Nur wenige der aus Witten deportierten Sinti
überlebten das „Zigeunerlager“ in Auschwitz-Birkenau.

Freitag, 20. Dezember 2019, offen ab 18:00 Uhr, Vortrag ab 18:30 Uhr

Ort: Trotz Allem Witten – Soziokulturelles Zentrum Witten, Wideystr. 44, 58452 Witten

 

Tirzah Haase liest: „Der Ring. Erinnerungen aus einem nationalsozialistischen Gefängnis“ von Peter Rosenbaum

Frühsommer 1934: Weil seine frühere Telefonnummer bei einer Razzia gefunden wird, nimmt die Gestapo den Bildhauer und Kommunisten Peter Rosenbaum (1904-1990) in Haft. Drei Monate wartet er im Untersuchungsgefängnis Berlin-Moabit auf eine Anklage, bis er schließlich überraschend wieder entlassen wird. Vier Jahre später – Rosenbaum ist mittlerweile nach Frankreich geflohen – schreibt er seine Erinnerungen an die Haft auf.

Tirzah Haase studierte Schauspiel und Gesang an der staatlichen Hochschule für bildende Künste Hamburg, an der Musical-Schule in Hamburg und bei Ida Ehre. Neben zahlreichen festen Theater-Engagements war sie auch in diversen eigenen Produktionen sowie unterschiedlichen TV-Formaten zu sehen. Sie lebt in Dortmund.

Donnerstag, 5. Dezember 2019
19:00 Uhr

Mahn- und Gedenkstätte Steinwache

44147 Dortmund