Für viele Menschen ist die Westfalenhalle in Dortmund mit schönen Erinnerungen an bewegende Konzerte, an spannende Sportereignisse, an interessante politische Veranstaltungen und begegnungsreiche Messen verbunden. Wir sollten aber niemals vergessen, dass dieser Ort für viele Menschen eine ganz andere Bedeutung hatte. Er war ein Ort des Leides und der Not. Ein Ort wo „manche Brust ein Seufzer dehnet, will wir hier gefangen sind“, wie das Moorsoldatenlied sagt. Und mehr noch, für tausende Menschen war es ein Sterbeort. Im Dortmunder Stadtarchiv befindet sich das Totenbuch für sowjetische Kriegsgefangene mit mehr als 3000 Einträgen über Todesfälle aus dem Stalag VI D an der Westfalenhalle.
Von 1939 bis Anfang 1945 war an und in der Westfalenhalle ein großes Kriegsgefangenenlager. Mehr als 340.000 Menschen durchliefen das Lager, sie wurden zur Zwangsarbeit in Dortmunder Betrieben und im gesamten Umland, im Münsterland und im Sauerland, eingesetzt. Das Schicksal der sowjetischen Kriegsgefangenen war besonders schwer.

Als Nazideutschland am 22. Juni 1941 die Sowjetunion überfiel, war für die Naziführung und die Wehrmacht schon klar, dass es sich um einen Vernichtungskrieg handelte. Mit dem Barbarossoerlass wurde die Zivilbevölkerung zu Opfern dieses Vernichtungskriegs. Außerdem galt für die sowjetischen Kriegsgefangenen „der Kommunist ist kein Kamerad“. Die Wehrmacht rückte von Standpunkt des „soldatischen Kameradentums“ ab und setzte sich über Internationales Recht hinweg. Von 5 Mio. sowjetischen Kriegsgefangenen kamen 3 Mio. in deutscher Kriegsgefangenschaft um. Das ist eines der größten Kriegsverbrechen der Wehrmacht und Nazideutschlands.
Ein Schauplatz dieses Verbrechens war das heutige Messegelände rund um die Westfalenhalle, es geschah vor den Augen der Dortmunder*innen.
(Text und Fotos: Hannelore Tölke)
Doris Borowski bat mit folgender Ansprache um eine Gedenkminute:
Liebe Anwesende,
etwa 27 Millionen Menschen der Sowjetunion haben in dem, von Nazideutschland angezettelten Krieg ihr Leben verloren. Wenn ich Euch gleich bitte, ihrer in einer Schweigeminute zu gedenken – so ist das eine Minute für 27 Millionen!
Machen wir uns bewusst: Würde jedem sowjetischen Menschen mit einer! Minute gedacht – herrschte mehr als 51 Jahre! Schweigen.
In diesem Bewusstsein bitte ich jetzt um eine Minute des Schweigens.
„Gegen das Vergessen“ hatten der Förderverein Gedenkstätte Steinwache- Internationales Rombergpark Komitee e.V., die Botschafter*innen der Erinnerung und der Historische Verein Ar.kod.M zu einer Mahn- und Gedenkstunde am 22. Juni eingeladen.
An der ca. eine Stunde dauernden Veranstaltung nahmen ca. 50 Personen teil, darunter der Aufsichtsratsvorsitzende der Westfalenhallen GmbH, Friedhelm Sohn, und die NRW-Landtagsabgeordnete Anja Butschkau.
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