Treffen am 2. April im Dortmunder Rathaus und in der Gedenkstätte Steinwache
In Dortmund findet alljährlich in der Bittermark/Rombergpark eine Gedenkkundgebung am Mahnmal, Nähe Tatort des Karfreitagsmassakers der Gestapo von 1945, statt. Der Förderverein Steinwache / Internationales Rombergparkkomitee trifft sich jedes Jahr zum Gründonnerstag und Karfreitag, um Erinnerungsarbeit zu leisten; dies auch gemeinsam mit den Hinterbliebenen aus jenen Ländern, aus denen die 300 Opfer kamen.
In diesem Jahr, zum 70. Jahrestag der Dortmunder Karfreitagsmorde, rufen wir wieder dazu auf, sich aus allen Orten mit Kriegsendphasenverbrechen nach Dortmund ins Rathaus zu einem Erinnerungstreffen zu begeben. Mit diesem Anliegen wenden wir uns daher an die Erinnerungsarbeiter/innen all überall.
Kommen Sie am 2. April 2015 nach Dortmund.
U.a. wird Prof. Walter Manoschek, Wien, in der Gedenkstätte Steinwache einen Vortrag halten.
Wer sich für unser Treffen interessiert, wende sich an den Vorsitzenden des Fördervereins Gedenkstätte Steinwache, Ernst Söder (Adresse im Impressum dieser Seite).
Zur Vorgeschichte
Das Reichssicherheitshauptamt schreibt am 24. Januar 1945:
An die Leiter der Staatspolizei(leit)stellen – Geheime Reichssache – persönlich
„Die gegenwärtige Gesamtlage wird Elemente unter den ausländischen Arbeitern und auch ehemalige deutsche Kommunisten veranlassen, sich umstürzlerisch zu betätigen. Größte Aufmerksamkeit ist daher geboten. Dass der Feind Vorbereitungen getroffen hat, geht aus einer Meldung des O.B.-West (Oberbefehlshaber der Wehrmacht-West) hervor. Es ist in allen sich zeigenden Fällen sofort und brutal zuzuschlagen. Die Betreffenden sind zu vernichten, ohne im formellen Weg vorher beim RSHA Sonderbehandlung zu beantragen. Die Leiter der Kriminalpolizeistellen sind persönlich von Ihnen entsprechend zu informieren.“
Mordbefehle wie dieser erreichten die Gestapostellen im gesamten Deutschen Reich im Januar 1945. Solche Befehle führten zum Massenmord an unzähligen Gefangenen, an Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern und an wiederum inhaftierten politischen Widerständlern.
Der Dortmunder Polizeihistoriker Alexander Primavesi schrieb später über diese Befehle und ihre Wirkungen (in den „Ruhrnachrichten“ vom 31. März 1994): „Hochmotiviert durch das Schreiben brachten die Gestapo-Beamten in den Wochen vor Ostern immer mehr Menschen in die Zellen der Steinwache und des Gestapo-Kellers in der Benninghofer Straße. Zwangsarbeiter aus dem gesamten Bereich des Regierungsbezirkes Arnsberg, Holländer, Belgier, Franzosen, Polen, Jugoslawen und Russen, verschleppten die Gestapo-Beamten in ein Lager im Bereich der Hütten-Union in Dortmund-Hörde. Von jeder Verantwortung gegenüber einer höheren Stelle entbunden, folterten die Beamten hemmungslos, um weitere ‚umstürzlerische Elemente‘ aufzuspüren.“ Primavesi: „Es war der wahnwitzige Vorsatz, niemanden aus den Reihen der politischen Gegner am Leben zu lassen, damit sie nach dem Zusammenbruch nicht führende Positionen besetzen konnten, der die Gestapo zu dieser letzten Abrechnung bewegte.“
So wie im Ruhrkessel kam es zu unzähligen Verbrechen der Kriegsendphase in ganz Deutschland und Österreich. Oftmals waren es nicht nur von der Gestapo ausgeführte Massaker, sondern auch Mordaktionen, an denen sich einfache NSDAP-Parteimitglieder, Hitlerjungen und Volkssturmmänner beteiligten.
Eine weitere abschließende Phase der Massenverbrechen begann, die sich bis zur Befreiung am 8. Mai 1945 hinzog. Die Opferzahlen dieser Massenhinrichtungen, Menschenjagden, Todesmärsche und Erschießungen von Deserteuren gehen in die Hunderttausende; bis zu 700.000 werden geschätzt. Diese letzten vier Monate des Krieges sind wenig erforscht.
Allerdings haben sich in vielen Orten Geschichtsinitiativen gebildet, um die Verbrechen aufzuklären, deren Urheber zumeist nicht bestraft wurden.
Es wird daran erinnert, was die Opfer bewegte, die eine Zeit des Friedens und der Freiheit nicht mehr erleben durften. Es ist daran zu erinnern, was sie uns für das Heute zu sagen haben, da rechte Kräfte wieder aktiv werden und sogar ein Krieg auf europäischem Boden droht.
Mahn- und Gedenkstätte Steinwache in der Dortmunder Bittermark
Donnerstag, 2. April 2015,
15 Uhr Rathaus der Stadt Dortmund
19 Uhr Steinwache
Professor Dr. Walter Manoschek spricht über den von ihm hergestellten Dokumentarfilm über den SS-Mann Adolf Storms „Dann bin ich ja ein Mörder“.
(Gemeinsame Veranstaltung des Stadtarchivs Dortmund und des Fördervereins Gedenkstätte Steinwache-Internationales Rombergpark-Komitee)
Karfreitag, 3. April 2015
Kundgebung der Stadt Dortmund in der Bittermark
14.30 Uhr Kirchhörder Straße/Kreuzung Olpketalstraße
Beginn 15 Uhr